Fruktose und Verdauung: Intoleranz oder Malabsorption?

Fructose ist eine natürliche Zuckerart, die in vielen Früchten und Pflanzen vorkommt. Aber haben Sie sich schon einmal gefragt, warum ein einfacher Apfel oder ein Glas Limonade bei manchen Menschen unangenehme Symptome hervorrufen kann? Der Grund dafür könnte Fructose sein. Lesen Sie weiter, wenn Sie mehr über die Rolle von Fructose in der Ernährung erfahren möchten – und warum sie nicht für jeden gleich gut verdaulich ist.


Inhaltsübersicht


Was ist Fructose?

Fructose, oft auch als „Fruchtzucker“ bezeichnet, ist ein natürlich vorkommendes Zuckermolekül, das vor allem in Früchten enthalten ist. Auf molekularer Ebene gehört Fructose zu den Monosacchariden – der einfachsten Zuckerform in der Natur. Ihre Struktur ermöglicht es dem menschlichen Körper, sie direkt zu verwenden, ohne sie weiter aufspalten zu müssen. Fructose zeichnet sich durch eine besondere Süße aus, was sie in der Lebensmittelindustrie als Süßungsmittel beliebt gemacht hat. Trotz ihrer natürlichen Herkunft und süßen Note kann Fructose jedoch für manche Menschen problematisch sein (Britannica, 2023).

Welche Lebensmittel enthalten Fructose?

Obwohl viele Menschen Fructose direkt mit Obst in Verbindung bringen, kommt sie in einer beeindruckenden Vielfalt von Lebensmitteln vor. Hier sind einige der wichtigsten Quellen:

  • Obst: Der Fructosegehalt variiert je nach Obstsorte. Äpfel und Birnen enthalten große Mengen Fructose, während Beeren in der Regel geringere Mengen aufweisen.

  • Gemüse: Einige Gemüsesorten wie Spargel, Zwiebeln und Artischocken enthalten ebenfalls nennenswerte Mengen Fructose.

  • Süßungsmittel: Honig, Agavensirup und Maissirup mit hohem Fructosegehalt (HFCS) sind reich an Fructose. Insbesondere HFCS wird in zahlreichen verarbeiteten Lebensmitteln und Getränken verwendet.

  • Verarbeitete Lebensmittel und Getränke: Viele industriell hergestellte Produkte – von Softdrinks bis zu Keksen – enthalten unterschiedlich hohe Mengen an Fructose.

Quelle: Mayo Clinic, 2022

Was ist der Unterschied zwischen Fructoseintoleranz und Fructosemalabsorption?

Diese Begriffe werden leicht verwechselt, stehen aber für zwei unterschiedliche gesundheitliche Zustände:

  • Fructoseintoleranz (hereditäre Fructoseintoleranz – HFI): Die hereditäre Fructoseintoleranz ist erblich bedingt. Es handelt sich um eine seltene genetische Erkrankung, bei der die Leber ein Enzym namens Aldolase B nicht bilden oder verwenden kann. Dieses Enzym ist notwendig, um Fructose abzubauen. Der Verzehr von Fructose kann bei Betroffenen schwere Symptome auslösen (MedlinePlus, 2011).

  • Fructosemalabsorption: Hierbei handelt es sich um eine verminderte Fähigkeit des Dünndarms, Fructose aufzunehmen. Wird Fructose nicht im Dünndarm resorbiert, gelangt sie in den Dickdarm, wo sie von Bakterien fermentiert wird (Vilines, 2023).

Mitunter wird Fructosemalabsorption ebenfalls als „Fructoseintoleranz“ bezeichnet, was zu Verwirrung führen kann. Der Begriff Fructoseintoleranz ist übergreifend und umfasst sowohl die hereditäre Fructoseintoleranz als auch die Fructosemalabsorption. Es geht dabei um die Unfähigkeit, Fructose richtig zu verdauen oder aufzunehmen. Daher ist es wichtig, die Unterschiede dieser beiden Erkrankungen zu verstehen: Während die Fructoseintoleranz eine genetisch bedingte Stoffwechselerkrankung ist, handelt es sich bei der Fructosemalabsorption um eine Nahrungsmittelunverträglichkeit.

Welche Symptome treten auf?

Fructoseintoleranz und Fructosemalabsorption sind zwei unterschiedliche Erkrankungen mit jeweils eigenen Ursachen und Symptomen. Während sich die Symptome der Fructosemalabsorption meist auf den Verdauungstrakt beschränken, können die Symptome der Fructoseintoleranz schwerwiegender sein und auch andere Organe – insbesondere die Leber – betreffen.

Welche Symptome sind mit Fructoseintoleranz verbunden?

  • Hypoglykämie (niedriger Blutzucker)
  • Erbrechen nach fructosehaltigen Mahlzeiten
  • Wachstumsstörungen bei Kindern
  • Vergrößerte Leber
  • Gelbsucht
  • Schmerzen im Oberbauch

Welche Symptome sind mit Fructosemalabsorption verbunden?

  • Blähungen
  • Durchfall oder Verstopfung
  • Bauchkrämpfe
  • Übelkeit
  • Völlegefühl
  • Müdigkeit nach fructosehaltigen Mahlzeiten

Die Schwere der Symptome bei Fructoseintoleranz und Fructosemalabsorption kann dosisabhängig sein – sie hängt also oft von der aufgenommenen Fructosemenge ab.

Quellen: Cleveland Clinic, 2021Olsen, 2018

Wie werden diese Erkrankungen diagnostiziert?

Die hereditäre Fructoseintoleranz kann durch einen Gentest diagnostiziert werden, der spezifische genetische Mutationen nachweist. Zusätzlich können Enzymaktivitätstests anhand von Leberbiopsien Hinweise auf diese Erkrankung liefern (NORD, 2007).
Die gebräuchlichste Methode zur Diagnose einer Fructosemalabsorption ist der Wasserstoff-Atemtest nach Einnahme von Fructose. Eine erhöhte Wasserstoffkonzentration in der Ausatemluft deutet auf eine unzureichende Aufnahme hin. Darüber hinaus können Eliminationsdiäten mit anschließenden Provokationstests durchgeführt werden, um die Reaktion des Körpers auf Fructose zu beobachten (Benardout et al., 2021).

Kann Fructose zu einer Fettleber führen?

Fructose kann in der Leber metabolisch zu Vorstufen von Fett umgewandelt werden. Eine übermäßige Aufnahme von Fructose kann daher die Fetteinlagerung in der Leber fördern und das Risiko für die Entwicklung einer nicht-alkoholischen Fettlebererkrankung (NAFLD) erhöhen.
NAFLD ist durch eine erhebliche Fettansammlung in der Leber gekennzeichnet – ohne erhöhten Alkoholkonsum. Unbehandelt kann NAFLD fortschreiten und zu weiteren Leberkomplikationen wie Entzündungen oder Leberzirrhose führen.
Ein dauerhaft hoher Konsum von fructosehaltigen Produkten – insbesondere Getränken mit zugesetzter Fructose – stellt somit einen veränderbaren Risikofaktor für Lebererkrankungen dar (Harvard Health, 2011).

Gibt es weitere Komplikationen?

Unbehandelt können beide Erkrankungen zu unterschiedlichen gesundheitlichen Problemen führen:

Fructoseintoleranz (hereditär)

  • Hypoglykämie (niedriger Blutzucker)

  • Leberschäden (z. B. vergrößerte Leber, Leberzirrhose)

  • Nierenversagen

  • Nährstoffmängel (z. B. Vitamin- und Mineralstoffmangel)

  • Verdauungsbeschwerden (z. B. Übelkeit, Erbrechen)

  • Wachstumsverzögerung bei Kindern

Fructosemalabsorption

  • Verdauungsbeschwerden (z. B. Blähungen, Durchfall, Bauchschmerzen)

  • Erhöhtes Risiko für das Reizdarmsyndrom (RDS)

  • Ungleichgewicht der Darmflora

  • Mangelerscheinungen (z. B. durch eingeschränkte Vitamin- und Mineralstoffaufnahme)

Quellen: Benardout et al., 2021NORD, 2007

Möchten Sie sich selbst einen Überblick verschaffen? Die Tests von Homediq ermöglichen es Ihnen, Ihren Gesundheitszustand bequem von zu Hause aus zu überprüfen. Im Zusammenhang mit Fructoseintoleranz oder -malabsorption sind insbesondere der Leberfunktionstest (zur Erkennung möglicher Leberschäden), der HbA1c-Blutzuckertest (zur Überwachung des durchschnittlichen Blutzuckerspiegels) und der Vitaminmangeltest (zur Analyse Ihres Vitaminstatus) besonders relevant. Diese Tests können helfen, potenzielle Komplikationen frühzeitig zu erkennen und Ihre allgemeine Gesundheit zu überwachen.

Welche Behandlungsoptionen gibt es?

Die Behandlung von Fructoseintoleranz und Fructosemalabsorption konzentriert sich auf die Linderung der Beschwerden und die Vermeidung möglicher Langzeitschäden. Obwohl beide Erkrankungen eine Anpassung der Ernährung erfordern, unterscheiden sich die empfohlenen Therapieansätze.

Allgemeine Tipps für beide Erkrankungen

  • Vermeiden Sie industriell hergestellte Lebensmittel mit hohem Fructosegehalt wie Süßigkeiten, Softdrinks und andere zuckerhaltige Getränke.
  • Lesen Sie Etiketten sorgfältig, um versteckte Quellen von Fructose oder Fructosesirup zu erkennen.
  • Ziehen Sie eine Ernährungsberatung in Betracht, um sicherzustellen, dass Ihre Ernährung ausgewogen und nährstoffreich bleibt.
  • Beobachten Sie Ihre Symptome und führen Sie ggf. ein Ernährungstagebuch, um individuelle Auslöser zu identifizieren.

Behandlung der Fructoseintoleranz (hereditäre Fructoseintoleranz – HFI)

Für Personen mit HFI kann der Verzehr von Fructose, Saccharose (Haushaltszucker) und Sorbitol gefährlich sein. Die Behandlung umfasst in erster Linie:

  • Strikte Vermeidung von Fructose, Saccharose und Sorbitol in der Ernährung
  • Kontinuierliche Überwachung und Anpassung der Ernährung, insbesondere bei Krankheit oder erhöhtem Energiebedarf
  • Regelmäßige ärztliche Kontrollen zur Überwachung der Leberfunktion sowie des Blutzucker- und Harnsäurespiegels

Quelle: Cleveland Clinic, 2021

Behandlung der Fructosemalabsorption

Hier liegt der Fokus auf einer Reduktion der aufgenommenen Fructosemenge – nicht auf vollständigem Verzicht.

  • Eliminationsphase: In dieser Phase werden alle fructosehaltigen Lebensmittel strikt gemieden, um die Symptome zu beseitigen und dem Darm eine Pause zu gönnen.

  • Wiedereinführungsphase: Nach einer beschwerdefreien Eliminationsphase werden fructosehaltige Lebensmittel schrittweise wieder eingeführt. Beobachtet wird, bei welchen Mengen und Lebensmitteln Symptome auftreten.

  • Erhaltungsphase: Es wird ein langfristiger Ernährungsstil verfolgt, der auf den individuellen Toleranzgrenzen basiert. Hier kann das FODMAP-Diätkonzept hilfreich sein. FODMAP steht für „fermentierbare Oligo-, Di-, Monosaccharide und Polyole“ – kurzkettige Kohlenhydrate und Zuckeralkohole, die bei manchen Menschen Verdauungsprobleme verursachen.

Quelle: Benardout et al., 2021

Gegebenenfalls können auch Enzympräparate oder Probiotika zur Unterstützung der Verdauung in Betracht gezogen werden. Während bei Fructoseintoleranz eine strikte Diät notwendig ist, erlaubt die Behandlung der Fructosemalabsorption mehr Flexibilität – sobald die persönliche Toleranzgrenze bekannt ist. In beiden Fällen ist die enge Zusammenarbeit mit einer Ernährungsfachkraft und einem Arzt entscheidend.

Ist Fructoseintoleranz dasselbe wie eine Obstallergie?

Fructoseintoleranz und Obstallergie sind zwei unterschiedliche Erkrankungen – auch wenn beide nach dem Verzehr von Obst Symptome verursachen können. Während Fructoseintoleranz durch die Unfähigkeit des Körpers entsteht, Fructose effizient abzubauen, handelt es sich bei einer Obstallergie um eine Immunreaktion auf bestimmte Eiweiße im Obst. Eine allergische Reaktion kann zu Hautausschlag, Atemproblemen oder sogar lebensbedrohlichen Zuständen wie einem anaphylaktischen Schock führen. Es ist wichtig, zwischen diesen beiden Erkrankungen zu unterscheiden und bei Verdacht ärztlichen Rat einzuholen (Cleveland Clinic, 2021).

Zusammenfassung

Die Fructoseintoleranz ist eine erbliche Stoffwechselerkrankung, bei der die Leber Fructose nicht richtig abbauen kann – was zu ernsthaften gesundheitlichen Komplikationen führen kann. Fructosemalabsorption hingegen bezeichnet die eingeschränkte Fähigkeit des Dünndarms, Fructose effizient aufzunehmen, was zu Verdauungsbeschwerden führt. Obwohl sich die Diagnoseverfahren unterscheiden, steht bei beiden Erkrankungen die Ernährungsumstellung im Mittelpunkt – wobei sich besonders bei Malabsorption das FODMAP-Diätkonzept als hilfreich erwiesen hat.

Abundance of Fructose Not Good for the Liver, Heart – Harvard Health Publications – Harvard. (2011, September 1). Harvard Health. Retrieved August 21, 2023, from https://www.health.harvard.edu/heart-health/abundance-of-fructose-not-good-for-the-liver-heart

Butler, N., & Olsen, N. (2017, September 19). Fructose Malabsorption: Symptoms, Management, and More. Healthline. Retrieved August 21, 2023, from https://www.healthline.com/health/fructose-malabsorption

Fructose Intolerance, Hereditary – Symptoms, Causes, Treatment | NORD. (n.d.). National Organization for Rare Disorders. Retrieved August 21, 2023, from https://rarediseases.org/rare-diseases/fructose-intolerance-hereditary/#diagnosis

Fructose intolerance: Which foods to avoid? (n.d.). Mayo Clinic. Retrieved August 14, 2023, from https://www.mayoclinic.org/fructose-intolerance/expert-answers/faq-20058097

Fructose malabsorption: causes, diagnosis and treatment. (2022, February 28). PubMed. Retrieved August 21, 2023, from https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/33818329/

Fructose | Sugar Metabolism, Digestion & Sweetness. (2023, July 2). Britannica. Retrieved August 14, 2023, from https://www.britannica.com/science/fructose

Hereditary fructose intolerance. (2011, June 1). MedlinePlus. Retrieved August 21, 2023, from https://medlineplus.gov/genetics/condition/hereditary-fructose-intolerance/#resources

Meacham, J. (n.d.). Fructose intolerance: Symptoms and management. Medical News Today. Retrieved August 21, 2023, from https://www.medicalnewstoday.com/articles/fructose-intolerance#contacting-a-doctor

What Is Fructose Intolerance? – Cleveland Clinic. (2021, March 1). Cleveland Clinic Health Essentials. Retrieved August 21, 2023, from https://health.clevelandclinic.org/what-is-fructose-intolerance/

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