Welche Rolle spielt Östrogen bei Männern?
Hormone sind chemische Botenstoffe, die in den endokrinen Drüsen gebildet werden. Sie steuern zentrale Körperfunktionen – von Grundbedürfnissen wie Hunger bis hin zu komplexen Prozessen wie der Fortpflanzung. Fortpflanzungshormone wie Östrogen und Testosteron spielen sowohl bei Frauen als auch bei Männern eine wichtige Rolle. Während Östrogen meist als „weibliches Sexualhormon“ gilt, ist es auch für die männliche Gesundheit unverzichtbar. Es beeinflusst Knochengesundheit, Gehirnfunktion, Herz-Kreislauf-System, Sexualfunktion und Fruchtbarkeit.
In diesem Artikel erfahren Sie, wie Männer Östrogen produzieren, welche Funktionen es hat, welche Symptome bei einem Ungleichgewicht auftreten können und wann ärztliche Abklärung sinnvoll ist.
Inhaltsübersicht
- Was sind Androgene und Östrogene?
- Wie produzieren Männer Östrogen?
- Funktionen von Östrogen bei Männern
- Symptome eines Hormonungleichgewichts
- Ursachen eines Ungleichgewichts
- Regulierung des Östrogenspiegels bei Männern
- FAQ – Häufige Fragen
Was sind Androgene und Östrogene?
Hormone der Fortpflanzung lassen sich grob in Androgene und Östrogene einteilen.
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Androgene (z. B. Testosteron, DHEA): Werden bei Männern in größeren Mengen produziert und sind entscheidend für männliche Merkmale wie Körperbehaarung, Muskelmasse, tiefe Stimme und die Fortpflanzung. Hauptsächlich gebildet in Hoden, Nebennieren und (bei Frauen) in den Eierstöcken (Cleveland Clinic, 2021).
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Östrogene: Eine Gruppe von Sexualhormonen, die bei Frauen vor allem in den Eierstöcken gebildet werden, aber auch bei Männern in geringeren Mengen vorkommen (Cleveland Clinic, 2022). Es gibt drei Formen: Östron, Östradiol und Östriol. Östradiol ist die biologisch aktivste Form und für die männliche Gesundheit am wichtigsten.
Wie produzieren Männer Östrogen?
Bei Männern entsteht Östrogen nicht direkt in den Hoden, sondern überwiegend durch die Umwandlung von Testosteron in Östradiol. Dieser Vorgang findet in Hoden, Nebennieren, Gehirn, Fettgewebe, Haut und Knochen statt und wird durch das Enzym Aromatase ermöglicht (Cooke et al, 2017).
Funktionen von Östrogen bei Männern
Ein ausgewogener Östrogenspiegel ist wichtig für zahlreiche Prozesse:
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Fortpflanzungssystem: Unterstützt Spermienproduktion, Libido und Fruchtbarkeit (Schulster et al., 2016).
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Knochengesundheit: Reguliert die Knochendichte und schützt vor Osteoporose (Cauley, 2014).
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Herz-Kreislauf-Gesundheit: Hilft, Cholesterinspiegel zu regulieren und kann Herzkrankheiten vorbeugen. Männer mit Herzproblemen weisen oft niedrigere Östrogen- und Testosteronwerte auf (Bajelan et al., 2019).
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Gehirn: Trägt zur geistigen Leistungsfähigkeit, Gedächtnis und Stimmung bei (Luine, 2014).
Symptome eines Hormonungleichgewichts
Hoher Östrogenspiegel beim Mann
Ein Überschuss an Östrogen kann folgende Beschwerden verursachen (Haghighi, 2020) :
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Gynäkomastie (vergrößerte Brustdrüsen)
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Erektionsstörungen
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Verminderte Libido
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Gewichtszunahme, besonders im Bauchbereich
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Müdigkeit
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Stimmungsschwankungen oder Depressionen
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Abnahme der Muskelmasse
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Unfruchtbarkeit
Niedriger Östrogenspiegel beim Mann
Ein leichter Mangel ist häufig unproblematisch, kann aber ebenfalls Symptome auslösen. Ursache ist oft Hypogonadismus, also eine eingeschränkte Funktion der Hoden (Jewell, 2023). Symptome können sein:
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Verminderte Libido
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Erektionsstörungen
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Zunahme des Körperfetts
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Geringere Knochendichte (Osteoporose)
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Stimmungsschwankungen oder Reizbarkeit
Ursachen eines Ungleichgewichts
Ursachen für einen hohen Östrogenspiegel
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Medikamente (z. B. bestimmte Antibiotika, Psychopharmaka, pflanzliche Präparate wie Ginseng)
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Übergewicht und erhöhter Körperfettanteil
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Lebererkrankungen
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Nebennierentumoren
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Hormonstörungen wie Hypogonadismus
Ursachen für einen niedrigen Östrogenspiegel
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Autoimmunerkrankungen
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Nieren- oder Lebererkrankungen
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Genetische Störungen
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Unterernährung oder schneller Gewichtsverlust
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Tumore an Hypophyse oder Hoden
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Nicht abgestiegene Hoden (Kryptorchismus)
Quelle: Jewell, 2023
Normwerte für Östradiol bei Männern (Richtwerte im Blut)
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Erwachsene Männer: ca. 10–40 pg/ml (je nach Labor variierend): Werte außerhalb dieses Bereichs sollten ärztlich abgeklärt werden.
Regulierung des Östrogenspiegels bei Männern
Ein gesunder Hormonhaushalt lässt sich durch mehrere Faktoren unterstützen:
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Medizinische Behandlung: Abhängig von der Ursache, ärztlich gesteuert.
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Alkoholkonsum reduzieren: Übermäßiger Konsum belastet die Leber und senkt Testosteron (Yafi et al., 2016).
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Gesunder Lebensstil: Regelmäßige Bewegung, ausgewogene Ernährung und ausreichend Schlaf fördern die hormonelle Balance.
Wichtig: Bei Verdacht auf ein hormonelles Ungleichgewicht sollte immer ein Arzt konsultiert werden.
FAQ – Häufige Fragen
Welche Funktion hat Östrogen beim Mann?
Es reguliert Libido, Spermienproduktion, Knochendichte, Herzgesundheit und kognitive Funktionen.
Was passiert, wenn Männer zu viel Östrogen haben?
Mögliche Symptome sind Gewichtszunahme, Brustwachstum, Libidoverlust und Stimmungsschwankungen.
Und bei zu wenig Östrogen?
Das Risiko für Osteoporose steigt, zudem können Libidoverlust, Müdigkeit und Reizbarkeit auftreten.
Wie kann ich meinen Östrogenspiegel testen?
Mit einem Bluttest lässt sich der Östradiol-Wert bestimmen.
Wann sollte ich ärztliche Hilfe suchen?
Wenn Beschwerden wie Libidoverlust, Erektionsstörungen, unerklärliche Gewichtszunahme oder Stimmungsschwankungen länger bestehen.
Zusammenfassung
Östrogen ist nicht nur ein „Frauenhormon“, sondern auch für die männliche Gesundheit entscheidend. Ein Ungleichgewicht – ob zu hoch oder zu niedrig – kann vielfältige Beschwerden verursachen. Mit einem gesunden Lebensstil und ärztlicher Begleitung lassen sich Hormonstörungen behandeln und das Wohlbefinden verbessern.